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15. April 2016

Schweizer Serientäter

BERLIN Der Schweizer Regisseur Florian Froschmayer (33) ist ein gefragter Mann in seiner neuen Heimat.

Eigentlich hätte er „Explosiv“ heißen sollen, nicht „Exklusiv“: Florian Froschmayers Erstling schlug 1999 ein wie eine kleine Bombe, zeigte Action, wie man sie hier noch nicht sah und mehr Product Placement als in jeder US-Serie. Der Regisseur, ein absolut Unbekannter, realisierte den Medienkrimi ohne Förderung, dafür mit viel Enthusiasmus. Den benötigte er auch später noch – bei über 70 Produktionsfirmen war er vergebens vorstellig geworden, musste sein Geld weiterhin als Cutter verdienen. „L.A. X“ drehte er trotzdem, ein Flop. Und dann hatte der Thalwiler genug, setzt sich nach Deutschland ab. „Hier ist Filmen eine Industrie, nicht nur brotlose Kunst“, sagte er damals und heute noch. Zwar putzte er auch dort zwei Jahre Klinken, aber mit Erfolg, und plötzlich war er dick drin im Seriengeschäft.

Wenn man ihn heute so vor sich hat, den unauffälligen Langen, würde man nicht denken, dass er in seiner neuen Heimat mittlerweile in 30 Folgen fünf verschiedener Formate Regie geführt, alleine 2005 elf Episoden gedreht hat (seine beiden Kater immer mit dabei). „Ich kann Polizisten nicht mehr ernst nehmen, seit ich soviel Krimi drehe. Leider ist der Satz nicht von mir.“ Er grinst. Kein anderer seiner Generation hat das in Deutschland geschafft. Darum eilt es ihm auch nicht von den Serien wegzukommen, obwohl: „Bei der vierten Waldleihe weiß ich kaum mehr, wohin ich die Kamera stellen soll.“

Inzwischen kurvt er mit Berliner Kennzeichen durch die Stadt. Sein Deutsch ist akzentfrei, selten rutscht ihm ein „amigs“ raus. Nur wer genau hinsieht, merkt, dass er es nicht mit einem waschechten Hauptstädter zu tun hat: Aus der Tasche lugt ein Schlüsselband mit FCZ-Schriftzug. Froschmayer ist Fan der gröberen Sorte und fährt für ein Spiel schon mal nach Zürich.

Seine Optik auf die Schweiz hat sich verändert. „Ich liebe sie, aber zum Leben ist sie mir zu eng.“ Nun wohnt er für 900 Euro in gar nicht engen drei Zimmern und holt sich Heimat in Form von Schokolade nach Berlin. Auch seinen Crews bringt er welche mit, gönnt sich selber ab und zu Schweizer Käse aus der Delikatessenabteilung. Auf dem Netz hört er seinen Züricher Lokalsender und hat er endliche seine Dachwohnung gefunden, „gibt’s eine Schüssel“, damit er SF empfangen kann.

Er hat sich auch äußerlich verändert in den fünf Jahren. So jung er wirkt, Dreitagebart und Schläfen zeichnen erstes Grau, Nägel kaut er auch nicht mehr. Das Kind im Mann ist gerade zurzeit wieder recht aktiv. „Flo“ dreht einen Kurzfilm, einen „epochalen Ritterstriefen mit Handpuppen, politisch super unkorrekt.“ Die Einreichung des Dossiers bei der Berliner Förderung sei „schon sehr peinlich gewesen. Drei Erwachsene mit Kasperlipuppen. Da kämpft man ein halbes Leben um Förderung und kriegt sie für sowas“, feixt er, erzählt begeistert von Pyroeffekten, dass gar ein Stuntman dafür einfliege.

Keine Fingerübung, wie er den Ausflug ins Mittelalter nennt, ist indies „Potz Millione!“, ein Spielfilm mit Birgit Steinegger und Walter Andreas Müller. „Die beiden gehören endlich ins Kino.“ Die erste Klappe könnte bald fallen – wenn Froschmayer mit dem Team und sich keinen Lohn auszahlen würde. „So etwas tut man einmal, mit 25“. Mit 33 treibt Mann die fehelenden 400 000 Franken auch noch auf macht derweil ganz viele andere Sachen. Auch nicht die schlechtesten.

SEINE FILME

Begonnen hat Froschmayers Karriere mit Spielfilmen. In Deutschland dreht er nun eine Serie nach der anderen.

EXKLUSIV: Im Erstling spielten 1999 noch Unbekannt wie Martin Rapold

L.A. X: Das Raodmovie (2002) ebenfalls mit Martin Rapold, war kein Erfolg.

KÜSTENWACHE: 13 Episoden hat der Nichtschwimmer fürs ZDF realisiert.

SOKO 5113: Fürs die ZDF-Serie führte Froschmayer 2005 in fünf Folgen Regie.

DIE SPEZIALISTEN: Für die neue ZDF-Serie drehte er u.a. den Pilotfilm 

Autorin: Mirjam Zollinger

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