Blick

5. September 2015

Unser Mann am Tatort

Florian Froschmayer drehte den brutalsten TV-Krimi des Jahres

Die Einstiegsszene im neusten Schweizer «Tatort» von Florian Froschmayer sorgt wegen der Brutalität für Gesprächsstoff. Auch auf dem Set des Regisseurs geht es ruppig zu und her.

Das Blut spritzt, die Leichen liegen am Boden – ein Heckenschütze übt gnadenlos Selbstjustiz. Der Zürcher Regisseur Florian Froschmayer (42) sorgt mit dieser Einstiegsszene im neusten Schweizer «Tatort» für Gesprächsstoff – und das, bevor der TV-Krimi überhaupt gezeigt wurde (morgen, 20.05 Uhr, SRF 1).

Noch nie war eine Krimifolge aus Luzern so blutig, so brutal und zugleich so spannend. Wollte Froschmayer mit diesem Anfang den «Tatort» revolutionieren? «Diese Frage stelle ich mir so nicht. Ich hatte eine Vision zum Buch und die habe ich umgesetzt», so der Filmemacher zu seinem Debüt in Luzern.

Froschmayer weiß genau, was das Krimipublikum am Sonntagabend sehen will. Für das deutsche Fernsehen hat er seit 2008 vier «Tatort»-Folgen gedreht – mit großem Erfolg. Zuletzt erreichte er dort 9,5 Millionen TV-Zuschauer, zwei Millionen mehr als die Krimis aus Luzern. Froschmayer ist eben unser Mann am «Tatort».

Der Abstecher in die Schweiz und die Arbeit mit den Schauspielern Stefan Gubser (58) und Delia Mayer (48) haben dem Wahlberliner Spaß gemacht. «Es war toll, auf Schweizerdeutsch zu drehen und alte Freunde zu treffen», verrät er. «Es fühlte sich fast so an wie ein Familientreffen.»

Trotzdem habe er sich zuerst wieder an die Gepflogenheiten in der Schweiz gewöhnen müssen. «Auf deutschen Filmsets ist der Umgang viel rauer», sagt er. «Am Anfang bin ich wohl etwas zu ruppig mit der Crew umgesprungen.» Doch ein Regisseur müsse sich eben durchsetzen. «Ein Film ist keine Demokratie, einer muss bestimmen», sagt er ­lachend. Ob Froschmayer bald wieder in der Schweiz arbeitet, weiß er noch nicht. «Wo ich drehe, ist mir nicht so wichtig, das Buch ist entscheidend.»

Autorin: Silvana Guanziroli

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