Filmecho/Filmwoche

April 2017

Bereit sein für Neues

Florian Froschmayer über die romantische Komödie „Verliebt in Amsterdam“ im Ersten.

Was sich liebt, das neckt sich, heißt es so schön. Das gilt sicher für das Verhältnis zwischen Holländern und Deutschen, das gekennzeichnet ist von den unterschiedlichen Mentalitäten und gegenseitigen Vorurteilen und einer großen Rivalität im Fußball. In Florian Froschmayers romantischer Komödie „Verliebt in Amsterdam“ bahnt sich eine deutschholländische Liebe an zwischen einem jungen Immobilienanwalt aus Deutschland und einer unkonventionell charmanten Amsterdamer Sandwichbar-Besitzerin.

Der Film erzählt von der jungen Sophie de Jonge (Bracha van Doesburg), die an der Prinzengracht eine kleine Sandwichbar betreibt und zu ihrer WG auf einem Hausboot mit ihrer Schwester und deren lesbischer Lebensgefährtin am liebsten mit einem kleinen Motorboot tuckert. Der junge Immobilienanwalt Max (Vladimir Burlakov) aus Deutschland, der bei Sophie sein Sandwich fürs Büro kauft, ist zielstrebig und durchorganisiert unterwegs, doch als er Sophie abends in einer Musikkneipe trifft, funkt es richtig zwischen den beiden. Unerwartet treten Max’ Eltern (Rita Russek und HansJoachim Heist) auf den Plan, sie sind extra aus Deutschland angereist, quartieren sich in Max’ Wohnung ein, um den 30. Geburtstag des einzigen Sohnes gemeinsam zu feiern.

Das berühmte Jordaan Viertel in Amsterdam mit seinen schmalen Giebelhäusern entlang der Grachten und den zahlreichen Brücken, die sich elegant über die Kanäle schwingen, könnte malerischer kaum sein, das einstige Arbeiter und Handwerkerquartier gilt schon lange als alternatives und multikulturelles Szeneviertel, in dem sich Galeristen, Künstler, Weltenbummler und Aussteiger angesiedelt haben. Der Regisseur hat im vergangenen Sommer dort die Komödie „Verliebt in Amsterdam“ für die Provobis Filmproduktion und im Auftrag der ARD / Degeto (28. April um 20.15 Uhr im Ersten) gedreht – und sein Film hat etwas von diesem weltoffenen Flair des Viertels mitgenommen.

Froschmayer hat einige Krimireihen inszeniert, unter anderem zuletzt den knallharten Tatort-Krimi „Ihr werdet gerichtet“ aus Luzern, mit über 9 Mio. Zuschauern drehen und ist daher in ein angrenzendes Viertel ausgewichen mit dem Blick auf die sieben Brücken über die Reguliersgracht. „Dort sieht es genauso aus, aber es gibt nicht so viele Cafes mit Tischen an der Straße und deshalb sind dort auch nicht so viele Touristen unterwegs“. Froschmayer konnte zudem auf einen guten Serviceproduzenten zählen, der habe unmögliche Dinge ermöglicht. Zuvor hatte die US-Produktion „The Hitman’s Bodyguard“ mit Samuel L Jackson im gleichen Viertel gedreht. „Die haben ein wenig verbrannte Erde hinterlassen bei den Anwohnern, das hat es uns nicht leichter gemacht.“

Florian Froschmayer hat eine eigene Software entwickelt, die seit vergangenem Jahr auf dem Markt ist. ScriptToMovie unterstützt die Produktionsvorbereitung und Planung von allen Beteiligten und reicht von der ersten Drehbuchfassung bis zum letzten Drehtag. Sie hilft bei inhaltlicher wie rein logistischer Planung und bewährt sich vor allem in Situationen, wenn Drehpläne kurzfristig umgeworfen werden müssen. „Das ist der Fall, wenn etwa ein Motiv wegbricht oder ein Schauspieler erkrankt. Das kann bedeuten, alles umzuschmeißen, ein Puzzlespiel, bis alles wieder zusammenpasst“, weiß Froschmayer, der durch den Einsatz der Software mehr Zeit für seine kreative Arbeit erhält. Und da alle im Team das gleiche Programm nutzen, bewährt es sich zudem als gutes und direktes Kommunikationsinstrument.

Jede Menge Fallen und Stolpersteine stellen sich dem jungen Glück dadurch in den Weg, zumal die Eltern am liebsten ihren Max wieder nach Hause lotsen wollen. Mit der Amsterdamerin Sophie und Max sowie seinen Eltern prallen ziemlich unterschiedliche Welten aufeinander, die eine eher karriereorientiert und Besitzstand wahrend und die andere alternativ und weltoffen: „Ja, es treffen unterschiedliche Lebensentwürfe aufeinander. Aber ich sehe es vor allem als einen Film, in dem es um Veränderungen geht, die man annehmen muss“, sagt Froschmayer. „Max muss lernen, dass er nicht einfach vor seiner Vergangenheit oder Herkunft wegrennen kann. Er ist jetzt an einem Punkt, an dem sein neues Leben anfängt und dem muss er sich stellen. Und die Eltern, bereits in den 60ern und am Ende ihres Berufslebens müssen sich neu finden. Sie müssen lernen, liebgewonnene Gewohnheiten und alte Erfahrungen beiseite zu legen und bereit sein für einen weiteren Lebensabschnitt und damit auch für etwas Neues.“ Mittendrin im Jordaanviertel konnte Froschmayer und sein holländisch-deutsches Team nicht

Florian Froschmayer dreht gerade einen neuen Krimi aus der „Stralsund“-Reihe des ZDF in Hamburg. Außerdem entwickelt er einen Politthriller fürs Kino, einen historischen Stoff um die „Rosenholz Dateien“, welche die im Ausland agierenden Stasi-Agenten mit ihren Spitzeldiensten aufgebaut hatten und die nach dem Zusammenbruch der DDR auf obskuren Wegen in die USA gelangt waren. Der Autor des Drehbuches hat jetzt unter dem Pseudonym Lucas Grimm den Roman dazu („Nach dem Schmerz“) veröffentlicht. Froschmayer erwartet, dass mit der Dynamik der Buchveröffentlichung das Spielfilmprojekt weiter Fahrt aufnimmt.

Autor: Bernd Jetschin

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