Florian Froschmayer ist hierzulande als Regisseur und Drehbuchautor bekannt und erfolgreich. Der in Berlin und Los Angeles lebende Filmemacher („Tatort“, „Küstenwache“, „SOKO 5113“) hat allerdings seit seinen Anfangstagen beim Film auch einen starken Bezug zur Foto- grafie.

Für seine Aufnahmeprüfung bei der Filmhochschule sollte er einst eine Drehbuchidee als szenische Fotostory einreichen. Der damals 23-Jährige brachte sich mit Blenden-Experimenten und einer Cola-Dose als Modell das Handwerk bei. „Ich lernte erst einmal manuell fotografieren“, erinnert sich der Schweizer. Seit jenen Tagen fasziniert ihn das Medium und heute hat er jeden Tag eine Digitalkamera dabei. In der Welt der Fotokunst ist Froschmayer noch relativ neu. „Die Bilder dieses Portfolios haben für mich etwas sehr Intimes, denn meist war ich ohne Begleitung unterwegs, als ich diese Aufnah- men machte. All diese Momente habe ich mit mir alleine ausgemacht“, erzählt er.

Der 52 Jahre alte Globetrotter sagt, er spüre beim Fotografieren nicht den Zwang, eine Geschichte erzählen zu müssen. Manchmal genüge ihm bereits die Struktur eines Bildes. So erzählen uns seine Bilder denn auch viel über Ordnung und Chaos, Stille und Lärm und wie sich scheinbare Gegensätze manchmal durchaus harmonisch zusammenfügen. Hier geht es nicht nur um spezifische Topographien, sondern auch um die Strukturen des Alltags und das sich ständig neu präsentierende Gerüst der Welt. „Ich verbinde mit diesen Fotos Gerüche, Stimmungen und oft selbst eine bestimmte Temperatur.“

Elemente von Florian Froschmayers Bildästhetik finden wir auch in seinen Filmen wieder. „Beim Drehen schätze ich entsättigte Bilder mehr, ich liebe das Verwaschene. Sowohl beim Filmen als auch in der Fotografie arbeite ich jedoch gerne mit langen Brennweiten oder extrem weitwinkelig und mische mich auch oft am Set in die Bildgestaltung ein. Ich habe eine Vorliebe für Unschärfen im Bild.“ Zentral in seinen Bildern sei die Lichtstimmung, analysiert Froschmayer. Das Licht bringe Tiefe ins Bild und lenke die Struktur. Wenn er visuell inszeniert und komponiert, dann eben in die Tiefe des Raums, mit dem Wunsch, das Raumgefühl zu intensivieren.

Der Fotograf arbeitet intuitiv und genießt es, dass hier einmal nicht die Teamarbeit im Vordergrund steht: „Ich fühle mich beim Fotografieren zu Dingen hingezogen, die ich noch nie gesehen habe und zeige meine Sicht der Formen und Farben der Welt. Erst zuhause am Bildschirm meines Computers entdecke ich oft die ganze Schönheit, die sich in den Details der Bilder versteckt. Fotografien helfen dem Regisseur auch bei der Vorbereitung seiner Filme: „Ich mache bei der Motivbesichtigung Aufnahmen und manipuliere die Bilder dann so, wie ich die spätere Ästhetik des Films gerne hätte.“ Interessanterweise finden sich selten Close- ups fremder Menschen in Florian Froschmayers Fotos. Er hat dafür eine einfache Erklärung: „Ich scheue mich noch davor, fremde Menschen anzusprechen. Das ist eben bei Dreharbeiten ganz anders.“

original Text von Manfred Zollner

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